Die Wahl des richtigen Übertragungsmediums stellt eine der
grundlegendsten Entscheidungen beim Design und der Implementierung von
Netzwerken dar. Übertragungsmedien bilden die physische Grundlage, auf
der alle Netzwerkkommunikation aufbaut, und beeinflussen maßgeblich
Parameter wie Bandbreite, Reichweite, Zuverlässigkeit, Sicherheit und
Kosten eines Netzwerks.
In diesem Kapitel betrachten wir die drei Hauptkategorien von
Übertragungsmedien – Kupfer, Glasfaser und Funk – und untersuchen deren
spezifische Eigenschaften, Einsatzgebiete, Vor- und Nachteile sowie
aktuelle und zukünftige Entwicklungen. Wir werden dabei sowohl auf
technische Grundlagen als auch auf praktische Aspekte der Installation,
Wartung und Fehlersuche eingehen.
Die Wahl des optimalen Übertragungsmediums hängt von vielen Faktoren
ab, darunter: - Erforderliche Bandbreite und Latenz - Überbrückbare
Distanz - Umgebungsbedingungen und Störeinflüsse -
Sicherheitsanforderungen - Budget und langfristige Kostenbetrachtung -
Flexibilität und zukünftige Skalierbarkeit - Installationsaufwand und
-bedingungen - Kompatibilität mit vorhandener Infrastruktur
Ein tiefes Verständnis der verschiedenen Übertragungsmedien
ermöglicht es Netzwerkspezialisten, fundierte Entscheidungen zu treffen
und zuverlässige, leistungsfähige und zukunftssichere Netzwerke zu
planen und zu implementieren.
14.2 Kupferbasierte
Übertragungsmedien
Kupferleitungen gehören zu den ältesten und am weitesten verbreiteten
Übertragungsmedien in der Netzwerktechnik. Trotz der zunehmenden
Verbreitung von Glasfaser und drahtlosen Technologien behaupten sich
kupferbasierte Medien nach wie vor in vielen Anwendungsszenarien,
insbesondere im Bereich der Gebäude- und Endgeräteverkabelung.
14.2.1 Twisted-Pair-Kabel
14.2.1.1 Funktionsprinzip und
physikalische Grundlagen
Twisted-Pair-Kabel bestehen aus Paaren verdrillter Kupferleitungen.
Das Verdrillen (Twisten) der Leiter reduziert elektromagnetische
Interferenzen und Übersprechen zwischen den Leitungen. Dieses Prinzip
wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts von Alexander Graham Bell
eingeführt und bildet bis heute die Grundlage moderner
Netzwerkverkabelung.
Die Übertragung im Twisted-Pair-Kabel erfolgt mittels differentieller
Signalübertragung: Ein Signal wird auf beide Adern eines Paares in
entgegengesetzter Polarität aufgebracht. Der Empfänger erkennt das
Signal anhand der Spannungsdifferenz zwischen den beiden Adern. Externe
Störeinflüsse wirken in der Regel auf beide Adern eines Paares
gleichartig und werden durch die differentielle Übertragung
eliminiert.
Entscheidende Parameter für die Leistungsfähigkeit von
Twisted-Pair-Kabeln sind: - Verdrillungsgrad (höhere Verdrillungsrate
reduziert Störeinflüsse) - Schirmung (reduziert externe Störeinflüsse
und Abstrahlung) - Leiterdurchmesser (beeinflusst Dämpfung und maximale
Länge) - Isolationsmaterial (beeinflusst Dämpfung und Übersprechen) -
Herstellungsqualität und Einhaltung der Spezifikationen
14.2.1.2 Kategorien und Klassen von
Twisted-Pair-Kabeln
Twisted-Pair-Kabel werden in verschiedene Kategorien
(nordamerikanischer Standard) und Klassen (europäischer Standard)
eingeteilt, die unterschiedliche Leistungsmerkmale aufweisen:
Kategorie
Klasse
Max. Bandbreite
Typische Anwendungen
Cat 3
C
16 MHz
ISDN, 10Base-T Ethernet (veraltet)
Cat 5
D
100 MHz
Fast Ethernet (100 Mbit/s)
Cat 5e
D
100 MHz
Gigabit Ethernet (1 Gbit/s)
Cat 6
E
250 MHz
Gigabit Ethernet, partiell 10G Ethernet (bis 55m)
Cat 6a
EA
500 MHz
10G Ethernet (bis 100m)
Cat 7
F
600 MHz
10G Ethernet mit verbesserter Störfestigkeit
Cat 7a
FA
1000 MHz
10G+ mit Reserven für zukünftige Anwendungen
Cat 8.1/8.2
-
2000 MHz
25G/40G Ethernet (bis 30m), primär in Rechenzentren
Die Wahl der Kabelkategorie sollte sich nicht nur an aktuellen
Anforderungen orientieren, sondern auch zukünftige Bandbreitenbedarfe
berücksichtigen. Die Installation höherwertiger Kabel kann langfristig
kosteneffizienter sein, da die Verkabelungsinfrastruktur typischerweise
eine Lebensdauer von 15-20 Jahren aufweist.
14.2.1.3 Schirmungsarten
Twisted-Pair-Kabel sind mit verschiedenen Schirmungsvarianten
verfügbar, die je nach Umgebungsbedingungen und Anforderungen ausgewählt
werden sollten:
U/UTP (Unshielded Twisted Pair): Keine
Gesamtschirmung, keine Einzelpaarschirmung
Einsatz: Industrieumgebungen, Umgebungen mit starken
Störquellen
SF/UTP (Screened Foiled Twisted Pair): Doppelte
Gesamtschirmung (Geflecht und Folie), keine Einzelpaarschirmung
Vorteile: Sehr guter Schutz gegen externe Störungen
Nachteile: Nur moderater Schutz gegen internes Übersprechen
Einsatz: Umgebungen mit starken externen Störquellen
Die Schirmung verbessert nicht nur die Störfestigkeit des Kabels,
sondern reduziert auch die Abstrahlung von Signalen, was sowohl aus
Sicherheitsgründen als auch zur Einhaltung von EMV-Richtlinien relevant
sein kann.
14.2.1.4 Power over Ethernet
(PoE)
Power over Ethernet ermöglicht die gleichzeitige Übertragung von
Daten und Strom über Twisted-Pair-Kabel und hat sich zu einer wichtigen
Technologie für die Versorgung netzwerkfähiger Geräte entwickelt:
PoE-Standard
IEEE-Standard
Max. Leistung (PSE)
Max. Leistung (PD)
Typische Anwendungen
PoE
802.3af
15,4W
12,95W
IP-Telefone, einfache WLAN-APs
PoE+
802.3at
30W
25,5W
Videotelefone, leistungsfähige WLAN-APs
PoE++
802.3bt Typ 3
60W
51W
PTZ-Kameras, Thin Clients
PoE++
802.3bt Typ 4
100W
71W
Laptops, Displays, IoT-Gateways
Bei der Planung von PoE-Installationen müssen folgende Aspekte
berücksichtigt werden: - Wärmeentwicklung in Kabelkanälen und Verteilern
- Spannungsabfall bei längeren Kabelstrecken - Leistungsfähigkeit der
PoE-Stromversorgung (Switches oder Injektoren) - Kabelqualität (höhere
Kategorien bieten bessere Effizienz bei der Stromübertragung) - Korrekte
Dimensionierung der Unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV)
14.2.1.5 Installation und Best
Practices
Für eine zuverlässige und leistungsfähige Twisted-Pair-Verkabelung
sollten folgende Richtlinien beachtet werden:
Biegeradius einhalten: Mindestens das 4-fache des
Kabeldurchmessers, bei Installation das 8-fache
Zugbelastung limitieren: Maximale Zugkraft von 110N
nicht überschreiten
Abstand zu Störquellen: Mindestabstände zu
Stromkabeln und anderen Störquellen gemäß Standards einhalten:
Ungeschirmte Stromkabel (230V): mindestens 200mm
Geschirmte Stromkabel: mindestens 100mm
Leuchtstofflampen: mindestens 300mm
Kabelführung: Keine scharfen Knicke, keine
Quetschungen, keine zu enge Kabelbündelung
Erdung von geschirmten Kabeln: Nur einseitige
Erdung zur Vermeidung von Erdschleifen
Maximale Kabellängen: 90m permanente Verkabelung
plus 10m Patchkabel (insgesamt 100m)
Qualitativ hochwertige Anschlusskomponenten:
Mindestens gleiche Kategorie wie das Kabel
Fachgerechte Terminierung: Entdrillung minimieren
(<13mm für Cat6 und höher)
14.2.2 Koaxialkabel
14.2.2.1 Funktionsprinzip und
physikalische Grundlagen
Koaxialkabel bestehen aus einem zentralen Innenleiter, einer
isolierenden Schicht (Dielektrikum), einem umgebenden Geflecht oder
einer Folie als Außenleiter (Schirm) und einer äußeren Isolierhülle.
Diese konzentrische (koaxiale) Anordnung der Leiter bietet hervorragende
elektrische Eigenschaften:
Gute Abschirmung gegen externe Störfelder
Geringe Abstrahlung von Signalen
Breites nutzbares Frequenzspektrum
Konstante Impedanz über die gesamte Kabellänge
Die charakteristische Impedanz von Koaxialkabeln (typischerweise 50Ω
für Datenübertragung und 75Ω für Video- und CATV-Anwendungen) ist ein
kritischer Parameter und muss im gesamten Netzwerk einheitlich sein, um
Reflexionen zu vermeiden.
14.2.2.2 Typen von Koaxialkabeln
und ihre Anwendungen
Obwohl Koaxialkabel in modernen LAN-Umgebungen weitgehend durch
Twisted-Pair-Kabel ersetzt wurden, finden sie nach wie vor in
spezifischen Anwendungen Verwendung:
In der modernen Netzwerktechnik werden Koaxialkabel hauptsächlich in
folgenden Bereichen eingesetzt: - DOCSIS-basierte Kabelmodem-Netzwerke
(Hybrid Fiber Coax, HFC) - Antennenverbindungen für WLAN und andere
drahtlose Systeme - Spezielle Hochfrequenzanwendungen und Messtechnik -
Videoüberwachungs- und Broadcasttechnik - Legacy-Systeme und
industrielle Spezialanwendungen
14.2.2.3 Vorteile und Nachteile von
Koaxialkabeln
Vorteile: - Hohe Bandbreite über große Distanzen -
Ausgezeichnete Abschirmung gegen elektromagnetische Interferenzen -
Robustheit gegenüber Umwelteinflüssen - Geringe Signaldämpfung bei hohen
Frequenzen - Lange Lebensdauer bei korrekter Installation
Nachteile: - Höhere Kosten im Vergleich zu
Twisted-Pair - Geringere Flexibilität und größerer Biegeradius -
Aufwändigere Terminierung und Installation - Anfälligkeit für physische
Beschädigungen - Größerer Platzbedarf und höheres Gewicht - In
LAN-Anwendungen größtenteils veraltet
14.2.2.4 Installation und
Verbindungstechnik
Bei der Installation von Koaxialkabeln sind folgende Aspekte zu
beachten:
Biegeradius: Mindestens das 10-fache des
Kabeldurchmessers
Verbindungstechnik: Verwendung hochwertiger
Steckverbinder (F-Stecker für 75Ω, BNC/TNC für 50Ω)
Abschlusswiderstände: Bei Bus-Topologien müssen
Leitungen korrekt terminiert werden
Erdung: Korrekte Erdung der Schirmung zur
Vermeidung von Störungen und aus Sicherheitsgründen
Vermeidung von Schleifen: Keine Erdschleifen durch
mehrfache Erdung
Wasserschutz: Feuchtigkeitsschutz bei
Außeninstallationen (wasserdichte Verbinder, Dichtmittel)
Zugentlastung: Mechanische Belastungen von
Verbindungsstellen fernhalten
14.2.3 Strukturierte
Verkabelung
14.2.3.1 Grundprinzipien und
Standards
Strukturierte Verkabelung bezeichnet ein standardisiertes Konzept zur
Organisation der Kommunikationsverkabelung in Gebäuden und auf
Campusgeländen. Sie bildet die Grundlage für eine flexible, erweiterbare
und zukunftssichere Netzwerkinfrastruktur.
Die wichtigsten internationalen und regionalen Standards für
strukturierte Verkabelung sind: - ISO/IEC 11801: Internationaler
Standard für anwendungsneutrale Verkabelungssysteme - EN 50173:
Europäische Norm, harmonisiert mit ISO/IEC 11801 - ANSI/TIA-568:
Nordamerikanischer Standard für Telekommunikationsverkabelung - DIN EN
50173: Deutsche Adaption der europäischen Norm
Die Grundprinzipien der strukturierten Verkabelung umfassen: -
Anwendungsneutralität: Unterstützung verschiedener Dienste und
Protokolle - Hierarchische Struktur: Klare Gliederung in funktionale
Subsysteme - Standardisierte Schnittstellen: Einheitliche
Anschlusskomponenten - Modularität: Flexibilität für Änderungen und
Erweiterungen - Dokumentation: Vollständige und aktuelle Dokumentation
aller Komponenten
14.2.3.2 Subsysteme der
strukturierten Verkabelung
Eine strukturierte Verkabelung gliedert sich typischerweise in
folgende Subsysteme:
Besondere Anforderungen an Klimatisierung, Stromversorgung und
Sicherheit
Etagenverteiler (Floor Distributor, FD):
Verteilerpunkt für eine oder mehrere Etagen
Verbindung zum Gebäudeverteiler und zu Anschlussdosen
Enthält typischerweise Access-Switches und Patchfelder
Anforderungen an Zugangssicherheit und ausreichende Kühlung
Consolidation Point (CP):
Optionaler Zwischenverteiler in offenen Büroflächen
Ermöglicht flexible Neuanordnung von Arbeitsplätzen
Keine aktiven Komponenten, nur passive Verbindungstechnik
Vereinfacht Umzüge und Änderungen (Adds, Moves, Changes)
Für Verteilerräume und -schränke gelten spezifische Anforderungen: -
Ausreichende Dimensionierung (typisch: 1 Rack pro 150-200 Anschlüsse) -
Zutrittskontrolle und physische Sicherheit - Adäquate Belüftung oder
Klimatisierung - Übersichtliche Kabelführung und Kennzeichnung -
Redundante Stromversorgung für kritische Komponenten - Feuer- und
Wasserschutz
14.2.3.4 Planung und
Dokumentation
Eine sorgfältige Planung und Dokumentation ist essentiell für eine
erfolgreiche strukturierte Verkabelung:
Bedarfsanalyse:
Aktuelle und zukünftige Anwendungen
Bandbreitenanforderungen
Anzahl der Anschlüsse (Richtwert: 2-3 Anschlüsse pro
Arbeitsplatz)
Sicherheits- und Verfügbarkeitsanforderungen
Planungsschritte:
Standortauswahl für Verteilerräume
Trassen- und Wegplanung
Kabeltypenauswahl basierend auf Anforderungen
Dimensionierung der Verteiler und Patchfelder
EMV-Planung und Störquellenanalyse
Dokumentation:
Kabelverlegepläne mit exakten Kabelpfaden
Verteiler- und Patchfeldpläne
Kabelverzeichnis mit Nummerierung
Messpfotokolle für alle installierten Strecken
Zertifizierungsdokumentation
Kennzeichnung:
Einheitliches Kennzeichnungssystem für alle Komponenten
Dauerhafte und gut lesbare Beschriftung
Konsistente Benennung in Dokumentation und physischer
Beschriftung
14.2.3.5 Zertifizierung und
Messung
Die Zertifizierung der Verkabelung ist ein kritischer Schritt, um die
Einhaltung der Standards und die Leistungsfähigkeit zu
gewährleisten:
Kupferverkabelung:
Leitungslänge
Dämpfung (Insertion Loss)
Nahnebensprechen (NEXT)
Fernnebensprechen (FEXT)
Rückflussdämpfung (Return Loss)
Gleichstromwiderstand
Laufzeitverzögerung und -differenz
Glasfaserverkabelung:
Dämpfungsmessung (Insertion Loss)
OTDR-Messung (Optical Time Domain Reflectometry)
Geometrie des Faserendes
Polarität bei MPO/MTP-Verbindungen
Alle Messungen müssen mit kalibrierten Geräten durchgeführt und
vollständig dokumentiert werden. Die Einhaltung der Grenzwerte gemäß der
jeweiligen Kategorie/Klasse ist Voraussetzung für eine erfolgreiche
Zertifizierung und oft auch für Herstellergarantien.
14.3 Glasfaserbasierte
Übertragungsmedien
Glasfaserverkabelung (Lichtwellenleiter, LWL) hat sich als
bevorzugtes Medium für hohe Bandbreiten, große Distanzen und
störungsanfällige Umgebungen etabliert. Die Übertragung erfolgt mittels
Lichtimpulsen statt elektrischer Signale, was fundamentale Vorteile
gegenüber kupferbasierten Medien bietet.
14.3.1 Grundlagen der optischen
Datenübertragung
Die Datenübertragung in Glasfasern basiert auf dem Prinzip der
Totalreflexion: Lichtstrahlen werden an der Grenzfläche zwischen Kern
(Core) und Mantel (Cladding) der Faser reflektiert und so im Kern
geführt. Die unterschiedlichen Brechungsindizes von Kern und Mantel sind
entscheidend für diesen Effekt.
14.3.1.1 Komponenten eines
Glasfasersystems:
Sender: Wandelt elektrische in optische Signale um
(Laser oder LED)
Empfänger: Wandelt optische zurück in elektrische
Signale (Photodiode)
1310 nm (Singlemode und Multimode, mittlere Distanzen)
1550 nm (Singlemode, lange Distanzen)
CWDM: 1270-1610 nm mit 20 nm Abstand
DWDM: C-Band (1530-1565 nm) mit 0,8 nm oder geringerem Abstand
Multiplexverfahren:
Time Division Multiplexing (TDM)
Wavelength Division Multiplexing (WDM)
Bidirectional Transmission (BiDi)
14.3.2 Multimode-Glasfaser
Multimode-Glasfasern (MMF) leiten mehrere Lichtstrahlen gleichzeitig,
die auf unterschiedlichen Wegen (Modi) durch den relativ großen Kern der
Faser geführt werden.
14.3.2.1 Technische
Charakteristika:
Kerndurchmesser: Typisch 50µm oder 62,5µm
Manteldurchmesser: 125µm (Standard)
Übertragungsmodi: Mehrere tausend Lichtpfade
Typische Quellen: LEDs oder VCSELs (Vertical Cavity
Surface Emitting Laser)
Wellenlängen: Primär 850nm und 1300nm
Bandbreite-Distanz-Produkt: Abhängig von Fasertyp
(OM1-OM5)
14.3.2.2 Multimode-Fasertypen und
ihre Anwendungen:
Fasertyp
Farbe
Kern
Bandbreite (850/1300nm)
Reichweite (10G)
Typische Anwendungen
OM1
Orange
62,5µm
200/500 MHz·km
33m
Legacy-Anwendungen, 1G Ethernet
OM2
Orange
50µm
500/500 MHz·km
82m
1G Ethernet, Gebäudeverkabelung
OM3
Aqua
50µm
2000/500 MHz·km
300m
10G Ethernet, Rechenzentren
OM4
Aqua
50µm
4700/500 MHz·km
400m
10G/40G/100G, Hochleistungs-Rechenzentren
OM5
Lime Green
50µm
4700/500 MHz·km + optimiert für Wellenlängenmultiplex
400m bei 10G, 150m bei 40G/100G mit SWDM
40G/100G/400G mit Wellenlängenmultiplex
14.3.2.3 Vor- und Nachteile:
Vorteile: - Einfachere und kostengünstigere
Kopplungs- und Verbindungstechnik - Toleranter gegenüber Verschmutzungen
und Ungenauigkeiten bei der Terminierung - Kostengünstigere aktive
Komponenten (Transceiver) - Gut geeignet für kurze bis mittlere
Distanzen in Unternehmensnetzen
Nachteile: - Begrenzte Reichweite durch
Modendispersion - Geringere Bandbreite im Vergleich zu Singlemode -
Höhere Dämpfung - Eingeschränkte Eignung für Wavelength Division
Multiplexing
14.3.3 Singlemode-Glasfaser
Singlemode-Glasfasern (SMF) haben einen sehr kleinen Kern, der nur
einen einzigen Lichtstrahl (Modus) führt, was zu deutlich höheren
Bandbreiten und Reichweiten führt.
14.3.3.1 Technische
Charakteristika:
Kerndurchmesser: Typisch 8-10µm
Manteldurchmesser: 125µm (Standard)
Übertragungsmodi: Nur ein Lichtpfad
Typische Quellen: Präzisionslaser (DFB, FP)
Wellenlängen: Primär 1310nm und 1550nm
Bandbreite-Distanz-Produkt: Nahezu unbegrenzt im
Vergleich zu Multimode
14.3.3.2 Singlemode-Fasertypen und
ihre Anwendungen:
Fasertyp
Standard
Eigenschaften
Typische Anwendungen
OS1
ITU-T G.652
Konventionelle Singlemode, Low Water Peak
Allgemeine Telekom, FTTH, Enterprise
OS2
ITU-T G.652.D
Low Water Peak, geringere Dämpfung
Lang- und Mittelstrecken, WDM
G.653
ITU-T G.653
Dispersion Shifted Fiber (DSF)
Spezielle WDM-Anwendungen (veraltet)
G.655
ITU-T G.655
Non-Zero Dispersion Shifted Fiber (NZDSF)
DWDM-Langstrecken
G.657
ITU-T G.657
Biegeunempfindliche Faser
FTTH, enge Installationsumgebungen
14.3.3.3 Vor- und Nachteile:
Vorteile: - Extreme Reichweiten (mehrere 100 km ohne
Verstärker möglich) - Sehr hohe Bandbreiten (praktisch unbegrenzt) -
Geringe Dämpfung (0,2-0,4 dB/km bei 1550nm) - Unempfindlichkeit
gegenüber elektromagnetischen Störungen - Kein Übersprechen zwischen
Fasern - Ideal für WDM-Anwendungen mit vielen parallelen Kanälen -
Kleinere Kabeldurchmesser bei gleicher Übertragungskapazität
Nachteile: - Höhere Kosten für aktive Komponenten
(Transceiver) - Präzisere und aufwändigere Verbindungstechnik -
Empfindlicher gegenüber Verschmutzungen und Beschädigungen der
Faserendflächen - Höhere Anforderungen an Installationspersonal und
Werkzeuge - Nicht rückwärtskompatibel mit Multimode-Infrastrukturen
14.3.4 Anschlusstypen und
Verbindungstechnik
Die Verbindung von Glasfasern erfordert höchste Präzision, da der
Kern der Faser sehr klein ist und bereits geringste Abweichungen zu
erheblichen Dämpfungsverlusten führen können. Es gibt zwei grundlegende
Verbindungstechniken: Steckverbindungen und dauerhafte Spleiße.
14.3.4.1 Steckverbinder für
Glasfaser
Glasfasersteckverbinder ermöglichen das einfache Verbinden und
Trennen von Fasern. Es gibt zahlreiche Steckertypen mit
unterschiedlichen Eigenschaften:
Steckertyp
Bauform
Typische Einsatzgebiete
Dämpfung (dB)
Besonderheiten
LC
Small Form Factor
Aktive Komponenten, Hochdichte-Anwendungen
0,1-0,3
Dominanter Stecker in modernen Netzwerken, verfügbar als Simplex,
Duplex und Quad
SC
Square Connector
Patchfelder, allgemeine Anwendungen
0,1-0,3
Einfache Push-Pull-Verbindung, robustes Design
ST
Straight Tip
Ältere Installationen, industrielle Anwendungen
0,2-0,5
Bajonett-Verriegelung, überwiegend in Legacy-Systemen
FC
Ferrule Connector
Telekommunikation, Messtechnik
0,1-0,3
Schraubverriegelung, präzise Ausrichtung durch Schlüsselung
MPO/MTP
Multi-Fiber Push-On
Hochdichte Rechenzentrumsverkabelung
0,3-0,6
8, 12, 16, 24, 32 oder 72 Fasern in einem Stecker, für
Parallel-Optics
Transceiver-Formfaktor, nicht nur ein Stecker, sondern ein
komplettes Modul
Bei der Auswahl von Steckverbindern sollten folgende Faktoren
berücksichtigt werden: - Kompatibilität mit vorhandener Infrastruktur -
Platzbedarf (Packungsdichte in Patchfeldern) - Anforderungen an die
mechanische Stabilität - Einfachheit der Handhabung und Reinigung -
Kosten für Stecker und Werkzeug - Verfügbarkeit von vorkonfektionierten
Kabeln
14.3.4.2 Polierungsarten bei
Glasfasersteckern
Die Qualität der Faserenden hat entscheidenden Einfluss auf die
Übertragungsleistung:
PC (Physical Contact): Standard-Politur,
Rückflussdämpfung ca. 35-40 dB
UPC (Ultra Physical Contact): Verbesserte Politur,
Rückflussdämpfung ca. 50-55 dB
APC-Stecker sind nicht kompatibel mit PC/UPC-Steckern. Die Verwendung
unterschiedlicher Polierungen führt zu hohen Verlusten oder
Beschädigungen.
14.3.4.3 Spleiße
Spleiße sind dauerhafte Verbindungen zwischen Glasfasern und werden
vorwiegend bei festen Installationen eingesetzt:
Schmelzspleiße:
Präzise Ausrichtung der Fasern und Verschmelzung durch
Lichtbogen
Sehr geringe Dämpfung (typisch 0,01-0,05 dB)
Permanente, hochqualitative Verbindung
Erfordert spezielles Werkzeug (Spleißgerät) und Fachkenntnisse
Wird in Spleißmuffen oder -boxen mechanisch geschützt
Mechanische Spleiße:
Verbindung durch präzise mechanische Halterung und optisches
Gel
Höhere Dämpfung als Schmelzspleiße (typisch 0,1-0,3 dB)
Schnellere Installation ohne teures Equipment
Für temporäre Verbindungen oder Notreparaturen geeignet
Begrenzte Langzeitstabilität im Vergleich zum Schmelzspleiß
14.3.4.4 Installation und
Handhabung
Die Installation von Glasfasern erfordert besondere Sorgfalt und
Fachkenntnisse:
Biegeradius: Mindestens das 20-fache des
Kabeldurchmessers für gängige Installationskabel, für spezielle
biegeunempfindliche Fasern (G.657) auch kleinere Radien möglich
Zugbelastung: Typische Grenzwerte liegen zwischen
300N und 2000N je nach Kabeltyp
Reinigung: Absolut saubere Steckverbindungen sind
essentiell (Spezialreiniger, Inspektionsmikroskope)
Spleißschutz: Schutz der gespleißten Fasern durch
Schrumpfschläuche oder mechanische Halterungen
Kabelsicherung: Ausreichend Zugentlastung und
Schutz vor mechanischer Beschädigung
Laserklassen: Beachtung der Lasersicherheitsklassen
bei aktiven Verbindungen (typisch Klasse 1 oder 1M)
14.3.5 Anwendungsszenarien und
Auswahlkriterien
Die Wahl zwischen Multimode- und Singlemode-Fasern sowie der
entsprechenden Kabeltypen hängt von mehreren Faktoren ab:
Distanz:
Kurze Strecken (<300m): Multimode (OM3/OM4)
Mittlere Strecken (300m-2km): Multimode OM4/OM5 oder Singlemode
Lange Strecken (>2km): Ausschließlich Singlemode
Bandbreite:
<10 Gbit/s: Multimode OM2 und höher
10-40 Gbit/s: Multimode OM3/OM4/OM5 oder Singlemode
40 Gbit/s auf Distanz: Singlemode
100 Gbit/s: OM5 mit SWDM oder Singlemode
Kosten:
Höhere Initialkosten bei Singlemode (teurere Transceiver)
Langfristig oft günstiger durch längere Lebensdauer und
Zukunftssicherheit
Multimode typischerweise günstiger bei kürzeren Strecken
Umgebungsbedingungen:
Starke EMI-Umgebungen: Beide geeignet, Glasfaser generell
unempfindlich
Hohe Temperatur: Spezielle hochtemperaturfeste Kabel
erforderlich
Singlemode bietet höchste Reserven für zukünftige
Bandbreitensteigerungen
OM5 stellt einen guten Kompromiss für mittelfristige Planungen
dar
Migration-Pfad berücksichtigen (z.B. von 40G zu 100G)
14.3.5.1 Fallbeispiele:
Rechenzentrumsverkabelung: - Innerhalb von Racks:
DAC (Direct Attach Copper) oder OM4 Multimode - Zwischen Racks einer
Reihe: OM4/OM5 Multimode - Zwischen entfernten Racks/Hallen: Singlemode
OS2 - Backbone: Singlemode mit CWDM/DWDM für maximale Kapazität
Campus-Verkabelung: - Gebäude-Backbone: OM3/OM4 oder
OS2 je nach Distanz - Gebäude-zu-Gebäude: OS2 Singlemode, oft mit
Reservefasern - Etagenverteiler zu Gebäudeverteiler: OM3/OM4 oder OS2 -
Spezielle Anwendungen (z.B. AV-Übertragung): Dedizierte Fasern
14.4 Funkbasierte
Übertragungsmedien
Drahtlose Übertragungstechnologien haben in den letzten Jahrzehnten
enorm an Bedeutung gewonnen. Sie ermöglichen Mobilität und Flexibilität
und sind oft die einzige praktikable Option für temporäre Installationen
oder in Umgebungen, in denen keine Kabelverlegung möglich ist.
14.4.1 Grundlagen der drahtlosen
Übertragung
Die Datenübertragung per Funk erfolgt mittels elektromagnetischer
Wellen in verschiedenen Frequenzbereichen. Jeder Frequenzbereich hat
spezifische Eigenschaften hinsichtlich Reichweite,
Durchdringungsfähigkeit, Bandbreite und Anfälligkeit für Störungen.
14.4.1.1 Frequenzbereiche und ihre
Eigenschaften:
Niedrige Frequenzen (30-300 MHz):
Große Reichweite, auch ohne direkte Sichtverbindung
Gute Gebäudedurchdringung
Begrenzte Bandbreite
Anwendungen: PMR-Funk, ältere drahtlose Systeme
Mittlere Frequenzen (300 MHz-3 GHz):
Ausgewogenes Verhältnis von Reichweite und Bandbreite
Akzeptable Gebäudedurchdringung
Anwendungen: WLAN (2,4 GHz), Bluetooth, 4G/LTE
Hohe Frequenzen (3-30 GHz):
Hohe Bandbreite
Begrenzte Reichweite, oft Sichtverbindung erforderlich
14.4.1.2 Übertragungsmodi und
Modulationstechniken:
Moderne drahtlose Technologien nutzen komplexe Modulationsverfahren
zur Effizienzsteigerung:
OFDM (Orthogonal Frequency Division Multiplexing):
Unterteilung des Frequenzbandes in viele schmale Unterkanäle
Robustheit gegen Mehrwegeausbreitung und Interferenzen
Hohe spektrale Effizienz
Eingesetzt in WLAN, 4G, 5G, DVB-T
MIMO (Multiple Input Multiple Output):
Nutzung mehrerer Antennen für parallele Datenströme
Erhöhte Datenraten durch räumliche Multiplexverfahren
Verbesserte Zuverlässigkeit durch Diversität
Anwendung in modernen WLAN-Standards, 4G, 5G
Beamforming:
Gezielte Ausrichtung der Signale durch Phasensteuerung
Erhöhung der Reichweite und Reduzierung von Störungen
Dynamische Anpassung an Nutzerposition
Besonders wichtig für 5G und moderne WLAN-Standards
14.4.2 WLAN (Wireless Local Area
Network)
WLAN nach IEEE 802.11 ist die dominierende Technologie für drahtlose
lokale Netzwerke und hat sich in praktisch allen Bereichen vom
Heimnetzwerk bis zur industriellen Anwendung etabliert.
14.4.2.1 WLAN-Standards und ihre
Eigenschaften:
Standard
Frequenzen
Max. Brutto-Datenrate
Typische Reichweite (indoor)
Besonderheiten
802.11a
5 GHz
54 Mbit/s
35m
Veraltet, wenig eingesetzt
802.11b
2,4 GHz
11 Mbit/s
35m
Veraltet, hohe Störanfälligkeit
802.11g
2,4 GHz
54 Mbit/s
38m
Verbesserte Version von 802.11b
802.11n
2,4/5 GHz
600 Mbit/s
70m
MIMO, Kanalbündelung, inzwischen Mindeststandard
802.11ac
5 GHz
6,9 Gbit/s
35m
MU-MIMO, breitere Kanäle (bis 160 MHz)
802.11ax (Wi-Fi 6)
2,4/5/6 GHz
9,6 Gbit/s
30m
OFDMA, verbesserte Effizienz, hohe Gerätedichte
802.11be (Wi-Fi 7)
2,4/5/6 GHz
46 Gbit/s
-
Multi-Link-Operation, 320 MHz Kanäle, 4K QAM
14.4.2.2 Betriebsmodi und
Topologien:
Infrastructure Mode:
Access Points als zentrale Komponenten
Clients verbinden sich nur mit APs, nicht untereinander
Integrierte Sicherheitsmechanismen und QoS
Standard-Konfiguration in den meisten Umgebungen
Mesh-Topologie:
Mehrere miteinander verbundene Access Points bilden ein
Mesh-Netzwerk
Automatisches Routing zwischen APs
Selbstheilende Eigenschaften bei Ausfällen
Flexible Abdeckung größerer Bereiche
Unterstützt von modernen WLAN-Systemen (802.11s)
Ad-Hoc-Modus:
Direkte Verbindung zwischen Clients ohne Access Point
Begrenzte Funktionalität und Sicherheit
Hauptsächlich für temporäre Verbindungen
In modernen Systemen durch Wi-Fi Direct teilweise ersetzt
14.4.2.3 Planung und Design:
Bei der Planung von WLAN-Infrastrukturen sind folgende Faktoren zu
berücksichtigen:
Frequenzplanung:
2,4 GHz: Höhere Reichweite, aber nur 3 nicht-überlappende
Kanäle
5 GHz: Mehr nicht-überlappende Kanäle, geringere Reichweite
6 GHz (neu): Sehr viele Kanäle, noch geringere Reichweite
Abdeckung und Kapazität:
Ausreichende Signalstärke für gewünschte Datenraten
Berücksichtigung von Nutzeranzahl und gleichzeitigen
Verbindungen
Überlappung benachbarter Zellen für nahtloses Roaming
Typischer Radius pro AP: 10-30m (abhängig von Umgebung und
Anforderungen)
Einschränkung der physischen Reichweite durch angepasste
Sendeleistung
14.4.2.4 Enterprise
WLAN-Systeme:
Moderne Unternehmens-WLAN-Lösungen bieten erweiterte Funktionen:
Controller-basierte Architekturen:
Zentrale Verwaltung aller Access Points
Automatische Konfiguration und Optimierung
Nahtloses Roaming zwischen Access Points
Zentrale Sicherheitsrichtlinien und Authentifizierung
Controller-lose Architekturen (Distributed):
Intelligente APs mit lokaler Entscheidungsfindung
Cloud-basierte Verwaltung
Reduzierte Latenz durch lokale Datenverarbeitung
Höhere Ausfallsicherheit bei WAN-Problemen
Spezialisierte Funktionen:
Location-Based Services und Asset-Tracking
Analyse von Besucherströmen und Aufenthaltszeiten
Integrierte Sicherheitsfunktionen (WIPS/WIDS)
Anwendungsbasierte QoS und Traffic-Shaping
14.4.3 Bluetooth
Bluetooth ist ein Standard für die drahtlose Kommunikation über kurze
Distanzen und hat sich besonders für die Verbindung von
Peripheriegeräten und IoT-Anwendungen etabliert.
14.4.3.1 Bluetooth-Versionen und
ihre Eigenschaften:
Version
Max. Datenrate
Reichweite
Besonderheiten
Bluetooth 2.1 + EDR
3 Mbit/s
~10m
Enhanced Data Rate, vereinfachtes Pairing
Bluetooth 3.0 + HS
24 Mbit/s
~10m
High Speed über WLAN als Transportmechanismus
Bluetooth 4.0/4.2 (BLE)
1 Mbit/s
~50m
Bluetooth Low Energy für energiesparende Anwendungen
Zigbee ist ein offener Standard für drahtlose Sensor- und
Steuerungsnetzwerke mit geringem Energiebedarf und hoher
Zuverlässigkeit, basierend auf IEEE 802.15.4.
Datenrate: 20-250 kbit/s (abhängig vom
Frequenzband)
Reichweite: 10-100m (typisch), bis zu 1,6km mit
Sichtverbindung
Netzwerkgröße: Theoretisch bis zu 65.000 Geräte,
praktisch bis zu mehreren hundert
Stromverbrauch: Extrem niedrig im Ruhezustand,
längere Batterielaufzeiten (Jahre)
Latenz: Geringe Latenz bei Steuerungsbefehlen
(typisch <15ms)
14.4.4.2 Netzwerkkomponenten und
Topologie:
Zigbee-Netzwerke bestehen aus drei Gerätetypen:
Zigbee Coordinator:
Genau einer pro Netzwerk
Initiiert und verwaltet das Netzwerk
Dient als Vertrauenszentrum für Sicherheit
Immer mit Netzstrom versorgt
Zigbee Router:
Erweitert die Reichweite des Netzwerks
Leitet Nachrichten zwischen Geräten weiter
Ermöglicht Multi-Hop-Kommunikation
Typischerweise mit Netzstrom versorgt
Zigbee End Device:
Einfachstes und ressourcensparendste Gerät
Kommuniziert nur mit seinem Elternknoten (Router oder
Coordinator)
Kann den größten Teil der Zeit im Energiesparmodus sein
Oft batteriebetrieben
Zigbee unterstützt verschiedene Topologien: - Stern (alle End Devices
verbunden mit Coordinator) - Baum (hierarchische Struktur mit Routern) -
Mesh (selbstheilende Struktur mit multiplen Pfaden)
14.4.4.3 Zigbee-Profile und
Anwendungen:
Zigbee definiert standardisierte Anwendungsprofile für bessere
Interoperabilität:
Sicherheitszertifizierung für kritische Infrastrukturen
Standardisierte Kommunikation mit Energieversorgern
14.4.4.4 Vor- und Nachteile im
Vergleich zu anderen Funktechnologien:
Vorteile: - Extrem niedriger Energieverbrauch -
Selbstheilende Mesh-Netzwerke - Hohe Zuverlässigkeit durch redundante
Pfade - Geringe Latenz für Steuerungsanwendungen - Offener Standard mit
breiter Herstellerunterstützung - Gute Skalierbarkeit für dichte
Netzwerke
Nachteile: - Begrenzte Bandbreite für
Datenanwendungen - Kürzere Reichweite als WLAN oder Bluetooth 5 -
Eingeschränkte Interoperabilität zwischen verschiedenen
Herstellerökosystemen - Komplexere Netzwerkkonfiguration als Bluetooth -
Geringere Verbreitung in Endverbraucherprodukten im Vergleich zu
WLAN/Bluetooth
14.4.5 5G und mobile
Breitbandtechnologien
5G stellt die fünfte Generation des Mobilfunks dar und bietet
erhebliche Verbesserungen gegenüber früheren Generationen hinsichtlich
Geschwindigkeit, Latenz, Geräteanzahl und Zuverlässigkeit.
14.4.5.1 Technische Grundlagen und
Eigenschaften:
Frequenzbereiche:
Low-Band (600-900 MHz): Hohe Reichweite, moderate
Geschwindigkeit
Mid-Band (2,5-3,7 GHz): Balance aus Reichweite und
Geschwindigkeit
High-Band (24-47 GHz, mmWave): Extrem hohe Geschwindigkeit, sehr
begrenzte Reichweite
Leistungsparameter:
Maximale Datenrate: Bis zu 10 Gbit/s (theoretisch)
Latenz: 1-10 ms (Ultra-Reliable Low Latency Communication,
URLLC)
Verbindungsdichte: Bis zu 1 Million Geräte pro km²
Mobilität: Unterstützung bis 500 km/h
(High-Speed-Verkehrsmittel)
Verfügbarkeit: 99,999% für kritische Anwendungen
Kerntechnologien:
Massive MIMO: Hunderte Antennenelemente für gezielte
Kommunikation
Beamforming: Präzise Ausrichtung der Signale auf Nutzer
Network Slicing: Virtuelle Netzwerke mit unterschiedlichen
Leistungsmerkmalen
Edge Computing: Verarbeitung nahe am Nutzer für geringe Latenz
New Radio (NR): Neues Luftschnittstellendesign für höhere
Effizienz
14.4.5.2 Netzwerkarchitektur:
5G-Netzwerke basieren auf einer völlig neuen Architektur:
Access Network (RAN):
Funkzugangsnetze mit virtualisierter Funktionalität (vRAN)
Aufteilung in Distributed Units (DU) und Centralized Units (CU)
Open RAN für herstellerunabhängige Komponenten
Massive Densification durch Small Cells
Core Network:
Service-basierte Architektur (SBA)
Cloudnative Implementierung mit Microservices
Netzwerkfunktionsvirtualisierung (NFV)
Control/User Plane Separation (CUPS)
Transport Network:
Fiber-to-the-Antenna für Hochkapazitäts-Backhauling
Punkt-zu-Punkt-Funkverbindungen für flexible Installation
Time-Sensitive Networking für deterministische Kommunikation
Segment Routing für effizientes Traffic Engineering
14.4.5.3 Anwendungsbereiche und Use
Cases:
5G wurde speziell für drei Hauptanwendungsbereiche entwickelt:
14.5 Zusammenfassung und Vergleich
der Übertragungsmedien
Die Wahl des optimalen Übertragungsmediums hängt von den spezifischen
Anforderungen der jeweiligen Anwendung ab. In der folgenden Tabelle sind
die wichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Medien
zusammengefasst:
Eigenschaften
Twisted-Pair
Koaxialkabel
Glasfaser
WLAN
Bluetooth
Zigbee
5G
Max. Reichweite
100m
500m
>100km
100m
10-400m
10-100m
1-10km
Max. Datenrate
10Gbit/s (Cat6a, 100m)
10Gbit/s (kurze Strecken)
400Gbit/s+
9,6Gbit/s (Wi-Fi 6)
2Mbit/s
250kbit/s
10Gbit/s
EMV-Störfestigkeit
Mittel
Hoch
Sehr hoch
Gering
Gering
Mittel
Mittel
Abhörsicherheit
Gering
Mittel
Hoch
Gering
Mittel
Mittel
Mittel
Installationsaufwand
Mittel
Hoch
Sehr hoch
Gering
Sehr gering
Gering
Sehr hoch
Betriebskosten
Sehr gering
Gering
Gering
Mittel
Sehr gering
Sehr gering
Hoch
Energiebedarf (Endgeräte)
Keiner
Keiner
Keiner
Hoch
Gering-Mittel
Sehr gering
Hoch
Mobilität
Keine
Keine
Keine
Hoch
Hoch
Mittel
Sehr hoch
Typische Anwendungen
LAN-Infrastruktur, Arbeitsplatzanbindung
TV/CATV, spezielle Industrieanwendungen
Backbone, Rechenzentren, WAN
Büro-, Heim- und öffentliche Netzwerke
Peripheriegeräte, IoT
Smart Home, industrielle Sensorik
Mobile Breitbandanwendungen, Campusnetze
14.5.1 Entscheidungskriterien für
die Medienauswahl
Bei der Auswahl des geeigneten Übertragungsmediums sollten folgende
Faktoren berücksichtigt werden:
Bandbreitenanforderungen:
Hohe Datenraten (>10Gbit/s): Glasfaser oder 5G (kurze
Distanz)
Lebenszyklus-Betrachtung: Glasfaser oft am günstigsten über lange
Zeiträume
14.5.2 Hybride Ansätze und
Integration
In modernen Netzwerken werden zunehmend verschiedene
Übertragungsmedien kombiniert, um die jeweiligen Vorteile optimal zu
nutzen:
Backbone: Glasfaser für hohe Bandbreiten und
Langstrecken
Gebäudeverkabelung: Strukturierte TP-Verkabelung
für Arbeitsplätze
Flexibilität: WLAN für Mobilität und temporäre
Verbindungen
IoT-Integration: Zigbee/Bluetooth für
energiesparende Sensorik
Spezialanwendungen: 5G für mobile Anwendungen oder
schwer verkabelbare Bereiche
Wichtig für hybride Ansätze sind: - Einheitliches Netzwerkmanagement
über alle Medien - Konsistente Sicherheitskonzepte - Reibungslose
Übergänge zwischen Medien (Roaming, Handover) - Performance-Monitoring
und QoS über Mediengrenzen hinweg
14.6 Aktuelle Trends
Die Entwicklung von Übertragungsmedien schreitet kontinuierlich
voran, wobei folgende Trends zu beobachten sind:
14.6.1 Kabelgebundene Medien:
Twisted-Pair:
Weiterentwicklung zu Kategorie 8.2 und darüber hinaus
Single-Pair-Ethernet für industrielle Anwendungen und IoT
Power over Ethernet mit noch höheren Leistungen (>100W)
Glasfaser:
800G und 1,6T Ethernet-Standards
Integrierte Sensorik in Glasfasern (Distributed Acoustic
Sensing)
Vereinfachte Verbindungstechnik für schnellere Installation
Hollow-Core-Fasern für noch höhere
Übertragungsgeschwindigkeiten
14.6.2 Drahtlose Medien:
WLAN:
Wi-Fi 7 mit noch höheren Datenraten und geringeren Latenzen
Integration von ML/AI für Spektrum-Management und
Interferenzvermeidung
Wi-Fi Sensing für Präsenzerkennung und Gestensteuerung
Nahtlose Integration mit 5G/6G (Konvergenz)
Mobilfunk:
6G-Entwicklung für Terabit-Datenraten
Vollständige Virtualisierung der Netzwerkfunktionen
Integration von nicht-terrestrischen Netzen (Satelliten, HAPs)
Ambient IoT mit energieautarken Geräten
Kurzstreckenfunk:
Ultra-Wideband (UWB) für Zentimeter-genaue Positionierung
Integrierte Sensorik in Funkschnittstellen
Extrem energiesparende Übertragungsmodi für langlaufende
IoT-Geräte
Verbessertes Koexistenzmanagement für dichte IoT-Umgebungen