In der Welt der Online-Shooter entscheidet oft nicht nur das Können der Spieler, sondern auch die Qualität der Netzwerkverbindung über Sieg oder Niederlage. Doch was passiert eigentlich “unter der Haube”, wenn wir in Fortnite, Counter-Strike oder Call of Duty auf den Abzug drücken? Ein Blick hinter die Kulissen der komplexen Netzwerktechnologie.

Bei Online-Shootern kommt es auf jede Millisekunde an. Deshalb setzen die Entwickler auf das UDP-Protokoll (User Datagram Protocol) statt auf das im Internet weiter verbreitete TCP. Der Grund liegt auf der Hand: Bei TCP würden verlorene Pakete wiederholt werden, was zu unerwünschten Verzögerungen führt. UDP verzichtet auf diese Garantie zugunsten der Geschwindigkeit – lieber ein gelegentlich fehlendes Paket als eine spürbare Verzögerung.
Die meisten Shooter folgen dem Client-Server-Modell, bei dem ein zentraler Server die Kontrolle behält. Dieser Server kann entweder von den Spieleentwicklern bereitgestellt (“dedicated”) oder von einem Spieler gehostet werden. Entscheidend ist: Der Server hat immer das letzte Wort.
“Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass Clients ihre Position direkt übertragen”, erklärt ein Netzwerkentwickler bei einem großen Spielestudio. “Tatsächlich senden sie nur ihre Eingaben – welche Tasten gedrückt werden, wohin die Maus bewegt wird. Der Server berechnet daraus die tatsächlichen Positionen und Aktionen.”
Das seltenere Peer-to-Peer-Modell, bei dem Spieler direkt miteinander kommunizieren, findet man bei Shootern kaum. Der Grund: Ohne zentrale Autorität öffnet man Betrug Tür und Tor.
Server arbeiten mit einer festgelegten Tickrate – sozusagen ihrem Herzschlag. Ein Server mit 64 Hz berechnet 64 Mal pro Sekunde den Spielzustand neu. Bei jedem Tick werden alle eingegangenen Spielereingaben verarbeitet und der aktualisierte Spielzustand an alle Clients zurückgesendet.
Professionelle eSport-Turniere nutzen oft höhere Tickraten von 128 Hz für eine präzisere Spielerfahrung. Höhere Tickraten bedeuten allerdings auch mehr Datenverkehr und höhere Serverkosten.
Da nicht jeder Spieler über eine Glasfaserleitung verfügt, nutzen moderne Shooter verschiedene Tricks, um den Datenverkehr zu minimieren:
Der typische Datendurchsatz liegt bei 1-5 KB pro Sekunde vom Client zum Server und 5-20 KB pro Sekunde in die Gegenrichtung – deutlich weniger als beim Streaming eines YouTube-Videos.
Selbst mit schnellster Internetverbindung bleibt ein Problem: Das Licht (und damit die Daten) bewegt sich nicht unendlich schnell. Bei 100 ms Ping vergehen 100 Millisekunden, bis der Server auf die Eingabe reagiert und diese Reaktion beim Spieler ankommt – eine spürbare Verzögerung.
Moderne Shooter lösen dieses Problem durch clevere Techniken:
In der Spieleentwicklung gilt der Grundsatz: “Vertraue niemals dem Client.” Ein Spiel, das kritische Berechnungen auf dem Client durchführt, ist anfällig für Manipulationen.
Daher übernimmt der Server die Verifizierung aller wichtigen Spielereignisse: Wurde wirklich getroffen? Ist die Bewegung physikalisch möglich? Zusätzlich kommen Anti-Cheat-Systeme zum Einsatz, die verdächtige Muster erkennen oder die Spielesoftware auf Manipulationen überwachen.
Die Netzwerktechnologie moderner Shooter ist ein faszinierender Balanceakt zwischen technischen Einschränkungen und Spielerlebnis. Entwickler müssen ständig abwägen zwischen Reaktionszeit, Bandbreitenverbrauch, Sicherheit und flüssigem Spielgefühl.
Das nächste Mal, wenn Sie in einem Online-Shooter auf den Abzug drücken und Ihr Gegner zu Boden geht, denken Sie daran: Hinter dieser simplen Aktion steckt ein hochkomplexes System aus Vorhersagen, Kompensationen und blitzschnellen Berechnungen – eine technologische Meisterleistung, die wir als selbstverständlich hinnehmen.