4.1 Einführung: Die Basis aller
Netzwerkkommunikation
Layer 1, die physikalische Schicht, bildet das Fundament jeder
Netzwerkverbindung. Diese Ebene sorgt für die tatsächliche Übertragung
der Bits - der kleinsten Informationseinheiten in der digitalen Welt -
von einem Gerät zum anderen. Ohne eine funktionierende physikalische
Schicht ist keine Kommunikation zwischen Netzwerkgeräten möglich.
4.2 Was passiert auf Layer 1?
Auf Layer 1 erfolgt die tatsächliche physische Übertragung
der Daten. Hier werden die Bits in Signale umgewandelt, die
über verschiedene Übertragungsmedien gesendet werden können:
Bei Kupferkabeln: Elektrische Signale
Bei Glasfaserkabeln: Lichtsignale
Bei WLAN: Elektromagnetische Funkwellen
Die physikalische Schicht definiert somit die elektrischen,
mechanischen und funktionalen Spezifikationen für die Aktivierung,
Aufrechterhaltung und Deaktivierung einer physischen Verbindung zwischen
Netzwerkgeräten.
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4.3 Die Hauptaufgaben von Layer
1
4.3.1 Beim Sender:
Bit-Stream-Erzeugung: Umwandlung der Daten in eine
Reihe von Bits (1en und 0en)
Codierung: Festlegung, wie 1en und 0en dargestellt
werden (z.B. Manchester-Codierung, NRZ)
Modulation: Umwandlung der codierten Bits in
physikalische Signale
Signalerzeugung: Übertragung dieser Signale auf das
Medium
4.3.2 Beim Empfänger:
Signalerkennung: Erfassung der ankommenden
Signale
Demodulation: Rückgewinnung der codierten Bits aus
den Signalen
Decodierung: Interpretation der Signale als
Bits
Bit-Stream-Rekonstruktion: Wiederherstellung des
ursprünglichen Bit-Streams
4.4 Übertragungsmedien in der
Netzwerktechnik
Die physikalische Schicht definiert die Eigenschaften der
Übertragungsmedien, die für Netzwerkverbindungen verwendet werden:
4.4.1 Übertragungsmedien und
Geschwindigkeiten
Für die Datenübertragung werden verschiedene physische Medien
verwendet:
Twisted-Pair-Kabel (mit RJ45-Steckern)
Cat 5e: bis zu 1 Gbit/s
Cat 6/6a: bis zu 10 Gbit/s
Cat 7/8: bis zu 40 Gbit/s
Glasfaser: 1 Gbit/s bis 100 Gbit/s und mehr
Koaxialkabel: In älteren Installationen, heute
selten
Twisted-Pair-Kabel enthalten acht Drähte, die zu vier Paaren
verdrillt sind. Die Verdrillung reduziert elektromagnetische Störungen
durch Übersprechen zwischen Adernpaaren. Unterschiedliche
Kabeltypen:
UTP (Unshielded Twisted Pair): Ohne zusätzliche
Abschirmung
STP (Shielded Twisted Pair): Mit Abschirmung gegen
elektromagnetische Interferenzen
F/UTP: Folienschirm um alle Adernpaare
S/FTP: Geflechtschirm um das gesamte Kabel und
Folienschirm um die einzelnen Paare
4.5 Codierungsverfahren: Wie werden
Bits zu Signalen?
Ein wichtiger Aspekt von Layer 1 ist, wie die Bits (1 und 0)
tatsächlich als physikalische Signale dargestellt werden:
4.5.1 NRZ (Non-Return-to-Zero)
1: hohe Spannung
0: niedrige Spannung
Vorteil: Einfach
Nachteil: Bei vielen gleichen Bits hintereinander
(z.B. 0000000) verliert der Empfänger die Synchronisation
4.5.2 Manchester-Codierung
1: Übergang von niedrig nach hoch in der Mitte des
Bit-Intervalls
0: Übergang von hoch nach niedrig in der Mitte des
Bit-Intervalls
Vorteil: Enthält ein Taktsignal, ermöglicht
Synchronisation
Nachteil: Benötigt doppelte Bandbreite
Bei der Manchester-Codierung ist nicht nur die Präsenz des Signals
relevant, sondern auch der Signalwechsel innerhalb eines definierten
Zeitraums, was die Taktsynchronisation sicherstellt.
4.6 Kollisionserkennung und
-vermeidung
In Ethernet-Netzwerken können Probleme auftreten, wenn zwei Geräte
gleichzeitig senden. Layer 1 spielt eine wichtige Rolle bei der
Erkennung und Vermeidung solcher Kollisionen:
4.6.1 CSMA/CD (Carrier Sense
Multiple Access with Collision Detection)
Gerät prüft, ob das Medium frei ist (Carrier Sense)
Wenn ja, beginnt es zu senden
Wenn eine Kollision erkannt wird, senden beide Geräte ein
Jam-Signal
Danach warten beide für eine zufällige Zeit und versuchen es
erneut
4.6.2 CSMA/CA (Carrier Sense
Multiple Access with Collision Avoidance)
Wird hauptsächlich in WLAN-Netzwerken verwendet
Versucht, Kollisionen von vornherein zu vermeiden
Geräte senden eine Ankündigung, bevor sie tatsächlich Daten
übertragen
4.7 Praxistipps für die
IT-Fehlersuche
4.7.1 Schnelle Fehlersuche bei
Netzwerkproblemen auf Layer 1:
Ist das Kabel angeschlossen? Klingt banal, ist aber
häufig das Problem!
Leuchten die Link-LEDs am Switch und an der
Netzwerkkarte? Wenn nicht, deutet das auf ein physisches
Verbindungsproblem hin.
Gibt es Beschädigungen am Kabel? Sichtbare Brüche
oder Knicke können die Signalqualität beeinträchtigen.
Richtige Kabelkategorie: Für höhere
Geschwindigkeiten werden entsprechende Kabelkategorien benötigt (Cat 5e
für Gigabit, Cat 6 für 10 Gigabit).
4.8 Die wichtigsten Fakten
Layer 1 ist für die physische Übertragung der Bits
verantwortlich
Codierungsverfahren wie NRZ und Manchester bestimmen, wie Bits als
Signale dargestellt werden
Bitübertragungssynchronisation erfolgt durch spezielle Signalmuster
wie Preambles
Kollisionsvermeidung wird durch Protokolle wie CSMA/CD und CSMA/CA
realisiert
Wichtig: Bei Netzwerkproblemen ist es effizient, von unten nach oben
vorzugehen - Layer 1 bildet das Fundament. Wenn die physische Verbindung
nicht funktioniert, können die höheren Schichten noch so perfekt
konfiguriert sein - es wird nichts funktionieren!